Vom 24.10.2008 bis 03.05.2009 konnte man im ARP-Museum in Rolandseck am Rhein die Ausstellung Mythos MÄRKLIN besichtigen. Das ARP-Museum besteht aus zwei Gebäuden, dem alten Bahnhof Rolandseck und einem oberhalb am Berghang gelegenen neuen Gebäude. Beide sind durch einen Tunnel und einen ausgesprochen imposanten Aufzug, der in einer Betonröhre verkehrt, verbunden. Der Bahnhof ist wegen seiner Bauweise im klassizistischen Stil ein beliebtes Fotoobjekt von der vorbeiführenden Bundesstraße 9 aus und wurde 2001 renoviert und restauriert.
Ursprünglich war der Bahnhof Endstation einer Privatbahn, die ab Köln verkehrte. Heute ist er eingebunden in das Netz der DB und wird stündlich durch Regionalzüge bedient. Durch die umgebende Gartenanlage mit alten Kastanien- und Lindenbäumen ist der Bahnhof hervorragend in die Gesamtarchitektur von Rolandseck integriert.
Die Ausstellung Mythos MÄRKLIN war im 1. Stock des Bahnhofs untergebracht. Noch bevor man zur Kasse gelangte waren rechts und links in Nischen zwei Spur Z Anlagen zu sehen, von denen ich hier einige Ausschnitte zeige.
Es war ein recht liebloser Anblick. Eine Oberleitung für E-Loks, nach meiner Meinung auf einer Ausstellungsanlage Pflicht, fehlte. Linksverkehr wo Rechtsverkehr sein sollte, Wagen und Loks passten aber nicht zur Szenerie, und betrieblich ruhte der See still vor sich hin, d.h. es bewegte sich nix.
Das änderte sich im Obergeschoss. Drei auf den ersten Blick große und stattliche H0-Anlagen fielen direkt beim Betreten der Ausstellungsräume ins Auge, und ob des Betriebes auch ins Ohr. Auf den zweiten Blick war es allerdings nicht viel besser, als im Z-Bereich. Züge drehten einsam und unbeaufsichtigt ihre Runden, Bahnhöfe ignorierten sie dabei völlig, Standardszenerien ohne besonderen Einfallsreichtum prägten das Bild.
Im direkt angrenzenden Raum waren einzelne Exponate in größeren Spurweiten aus den frühen Märklin-Jahren in vitrinenähnlichen Gebilden, bestehend aus einem Tisch und diesen umgebende verschraubte Glaswände, zu sehen. Ohne jeden Zweifel waren hier absolute Seltenheiten und ausgesprochen wertvolle Stücke zu sehen. Die Art der Präsentation wurde ihnen nicht gerecht.
In einem weiteren Raum waren neben Schiffsmodellen, eines davon eine „Brunswick“, die es nur in drei Exemplaren gab und von denen wohl nur noch zwei existieren, auch frühe Automodelle, ein Flugzeug und Teile der einst angebotenen Märklin-Rennbahn sowie ein Karussel mit Uhrwerkantrieb zu sehen.
Ein echter „Knaller“ war die Schiffskanone mit Zündhütchen, wie sie im Karneval für Kinderpistolen Anwendung finden. Im letzten Raum schließlich waren Dampfmaschinen und Transmissionen ausgestellt.
Ein besonderes Highlight hier war ein Benzinmotor, der von Märklin sogar dereinst mit Magnetzündung angeboten wurde.
Die Wände der Ausstellungsräume waren mit großformatigen Drucken von Bleistiftzeichnungen aus Musterbüchern und anderen Dokumentationen geschmückt. Auch war der eine oder andere Katalog aus den frühen Märklin- Jahren zu sehen.
Vom „Mythos Märklin“, einem Spielwarenhersteller, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert und kurz vor unserem Besuch im Arp-Museum Insolvenz angemeldet hatte, war aber kaum etwas zu spüren. Dafür war die Ausstellung zu steril, zu klein und viel zu wenig lebendig. Ich hoffe, dass Märklin – auch und gerade in Bezug auf derartige Ausstellungen – so schnell wie möglich wieder zu alter Stärke zurückfindet und sich endlich wieder auf den Kundenkreis konzentriert, für den diese Ausstellung definitiv nicht geeignet war: die KINDER. Unsere Tochter jedenfalls hatte sich eine Stunde lang gelangweilt. Höhepunkte für sie waren die im Minutentakt an den Fenstern vorbeirauschenden Containerzüge und die farbenfrohe Mittel-Rhein-Bahn.
wl